Ankerzentrum Lebach?

Gespräch mit Maike Lüdeke-Braun, Bereichskoordinatorin Diakonie Saar in der Landesaufnahmestelle Lebach

Seit mehreren Monaten kommen nur noch ganz wenige Geflüchtete in Blieskastel an.  Waren es schon einmal bis zu 50 Personen pro Monat,  sind es jetzt manchmal keine oder 3 – 4 Personen.  Diejenigen, deren Aufenthaltsstatus noch nicht geklärt werden kann, müssen im Lager Lebach bleiben. Ebenso ist seit mehreren Monaten die Rede davon, dass Lebach ein  sog. Ankerzentrum werden soll, eine Bündelung von „Ankommen, Entscheiden und Rückführen“, wobei  wohl Abschiebung der  Flüchtlinge im Vordergrund steht.

Um Genaueres über die aktuelle Situation im Flüchtlingslager Lebach zu erfahren, besuchten zwei Vertreterinnen der Flüchtlingshilfe Blieskastel die in die  Jahre gekommene Wohnblockanlage und führten ein Gespräch mit Maike Lüdeke-Braun, der Bereichskoordinatorin der Diakonie  in Lebach, wofür wir uns recht herzlich bedanken.

Sie gab einen Überblick über die zahlreichen Arbeitsfelder von Diakonie, DRK und Caritas, wie z.B. zur Einschulung von Kindern und Sprachkurse zur Erstorientierung, deren Finanzierung allerdings schon in naher Zukunft bedauerlicherweise nicht für alle Projekte gesichert ist. Es wurde gemeinsam festgestellt, dass gerade Beratung und Hilfestellung insgesamt wie auch die Erstsprachkurse von großer Bedeutung für ein weiteres Leben in Deutschland sind.

Das Leben der Geflüchteten selbst (laut offizieller Statistik  etwa 1100 Personen) spielt sich in kleinen  Zimmern ab, mit Etagenbetten ausgestattet. Ein Gebäude mit einer  Gemeinschaftsduschanlage kann nur zu bestimmten Zeiten besucht werden. Die täglichen Bedürfnisse müssen mit dem monatlichen Taschengeld bestritten werden, das z.Zt. 122 Euro, je nach Alter gestaffelt,  beträgt. Dazu gibt es zweimal pro Woche ein Lebensmittelpaket. Insgesamt wird so die persönliche Freiheit in höchstem Maße eingeschränkt. Ergibt sich aufgrund des Fluchtablaufs z.B. die Notwendigkeit, einen Rechtsanwalt einzuschalten, muss dies von dem kleinen Taschengeld bezahlt werden. Insgesamt hat sich der Eindruck bestätigt, dass so ein Lager nur eine Notlösung für eine kurze Aufenthaltsdauer sein kann.

Die im Saarland anfangs schnelle Verteilung auf die Kommunen und der dadurch bedingte sofortige Kontakt mit der Bevölkerung hat doch gezeigt, dass Integration der Geflüchteten gelingen kann, dass Menschenwürde in unserem Land ein hohes Gut ist, das gelebt und immer verteidigt werden sollte.

Ob Lebach Ankerzentrum wird, steht noch in den Sternen – bisher kann niemand sagen, was sich genau dahinter verbirgt bzw. was sich in Lebach ändern würde.

Dem ewigen Hin und Her sollte ein Ende auf Grundlage der Menschenwürde gesetzt werden!