Seit 12.November ist es definitiv: das BAMF zieht seine Abschiebepraxis auch in diesem Fall rigoros durch. Sherin und Shilan sollen nach Bulgarien abgeschoben werden.
Sherin und seine Frau Shilan kommen aus Dörfern im Nordosten Syriens. Im Betrieb seiner Eltern lernte Sherin schon sehr früh Traktoren, Mähdrescher und viele andere Landmaschinen zu warten und zu reparieren.
2012 wurde Sherin in die Assad-Armee verpflichtet – es war eine furchtbare Zeit für ihn: katastrophale Lebensbedingungen, der Zwang andere Menschen zu töten – er konnte all das nicht ertragen. Unter Lebensgefahr floh er aus der Armee. Lange Zeit versteckte er sich im Irak, dort heirateten Shilan und Sherin auch, weit weg von ihren Familien.
Unter schwersten Umständen, meist getrennt voneinander, machten sie sich auf den Weg nach Europa. Doch schon in Bulgarien war Schluss: Sherin wurde im Camp inhaftiert, durfte nicht raus, weil er sich nicht registrieren lassen wollte. Shilan durfte nicht zu ihm. Die Situation im Camp war menschenunwürdig: er wurde geschlagen, musste auf dem Boden schlafen, zu essen gab es kaum, nur Ungeziefer und Dreck um ihn herum. Monate des zermürbenden Leidens – dann war Sherin so weit, ließ sich registrieren und unterschrieb den Asylantrag. Er kam frei, konnte sich zusammen mit Shilan auf die Weiterreise nach Deutschland machen – in die Hoffnung auf ein sicheres Leben für beide.
Im Mai 2015 endlich angekommen im Saarland, bekamen die beiden bald eine Wohnung in Blieskastel. Sie lebten sich schnell ein und wurden zu unverzichtbaren Unterstützern der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer und der kommunalen Behörden beim Umgang mit den Flüchtlingen. Bei ehrenamtlichen Deutschlehrerinnen lernte Sherin sehr schnell, so dass er sich bald auch als Übersetzer und Mittler bei vielen Problemen engagieren konnte. Jedes Wochenende schleppt er gemeinsam mit den Teamkollegen aus dem Transportteam der Flüchtlingshilfe Möbel, die von Bürgern für die Flüchtlinge gespendet werden. Auch Shilan hilft, wo immer sie gebraucht wird.
Und im Juli 2016 erfüllte sich für die beiden ein großer Traum: ihr Sohn, der kleine Baraan kam zur Welt.
Erfolgreich absolvierte Sherin ein Praktikum bei der Firma Landmaschinen Körner in Kirkel-Altstadt. Seine handwerkliche Geschicklichkeit , seine Zuverlässigkeit und Freundlichkeit beeindruckten Kollegen und Betriebsleitung. Steffen Körner, sein Chef, hätte ihn sofort auf einen festen Arbeitsplatz übernommen – doch nun stand erst mal ein langes Verfahren zur Erteilung einer Arbeitserlaubnis an. Und die wurde von der Arbeitsagentur nach Monaten des Wartens verweigert: für den Job stünden auch Bewerber aus Deutschland oder der EU zur Verfügung. Ein neuer Antrag und dann der Ausbildungsvertrag bei Landmaschinen Körner ab dem 1. August 2017 waren endlich erfolgreich. Für die Berufsausbildung wurde von der Ausländerbehörde eine Arbeitserlaubnis erteilt.
Sherin: „Ich will so schnell wie möglich selbst für meine Familie sorgen können. Ich will so schnell wie möglich erreichen, dass ich kein Geld vom Sozialamt mehr bekommen muss.“
Doch durch den von den bulgarischen Behörden erpressten Asylantrag haben die beiden Asyl in Bulgarien bekommen, können nach Auffassung des BAMF kein Asyl in Deutschland bekommen.
Und das BAMF hat entschieden – stur nach Aktenlage und Gesetzesbuchstaben – Musterschüler von Bouillon und Altmaier. Der Bescheid, dass die beiden nach Bulgarien abgeschoben werden, ist am 12. November eingegangen. Dagegen wird Klage eingereicht, doch die Hoffnung auf ein endlich sicheres Leben in Deutschland schwindet immer mehr.
Den kleinen Ermessenspielraum, den auch die Entscheider dieser Behörde bestimmt haben, haben sie nicht genutzt, um Flüchtlingen mit so großem Engagement und Motivation eine Perspektive in unserem Land zu ermöglichen.
Die Flüchtlingshilfe Blieskastel wird aber nicht lockerlassen: Sherin und Shilan müssen hier bleiben!